Restaurierung

Restaurierung von Schutzumschlägen im Anna-Seghers-Museum

Projektlaufzeit: September 2020 – Dezember 2020

Zustand der Bücher in einem Regalfach des Arbeitszimmers von Anna Seghers nach der Restaurierung

Sich mit Büchern zu umgeben, war zentral für Anna Seghers. Bücherregale füllten jeden Winkel ihrer Wohn- und Arbeitsräume in Adlershof aus, und auch heute beeindruckt die wertvolle Nachlassbibliothek mit ihren rund 10.000 Bänden die Besucher*innen des Anna-Seghers-Museums.

Unter den in den Zimmern und im Flur aufgestellten Büchern befindet sich, neben seltenen Erstausgaben und Übersetzungen ihres Werkes, eine Arbeitsbibliothek – für Anna Seghers und ihr Schreiben wichtige Grundlage und Inspirationsquelle. Sie umfasst u.a. frühe Ausgaben von Märchen und Sagen, Kunstbände aus der Heidelberger Studienzeit, einen umfangreichen Bestand aus den französischen Exiljahren und spätere Sammlungen zu verschiedensten Themen. Von ganz besonderem Wert sind zahlreiche Bücher mit Widmungen von Schriftstellerfreundinnen und -freunden aus vielen Ländern.

Durch jahrzehntelange Nutzung der Bücher, durch Umlagerungen und Prozesse der Materialalterung wiesen zahlreiche Schutzumschläge Beschädigungen auf. Ein Teilbestand wurde im Zuge des Projektes restauriert, wobei die Verbesserung des musealen Gesamteindrucks priorisiert und eine dementsprechende Auswahl aus den vorderen der doppelt, teils dreifach aufgestellten Buchreihen getroffen wurde. Ziel war es, den ursprünglichen Charme der eigenwillig geordneten Bibliothek zu erhalten, der von Büchern unterschiedlichen Alters und Erhaltungsgrades sowie sichtbaren Nutzungsspuren ausgeht.

Nach der Restaurierung wirkt der Buchbestand in den raumgreifenden Regalen, sowohl aus der Distanz (Wohnzimmer) als auch bei näherer Betrachtung einzelner Bände (Arbeitszimmer), gepflegt. Besonderes Augenmerk wurde bei der Restaurierung auf die in Vitrinen ausgestellten Erstausgaben gelegt. Anhand derer kann sowohl die Entwicklung der Schriftstellerin, als auch die teils ungewöhnliche Publikationsgeschichte ihrer Werke – wie im Falle des wohl berühmtesten Romans Das siebte Kreuz zum internationalen Bestseller – nachvollzogen werden. Die vorher deutlich sichtbaren Knicke, Risse und Fehlstellen an den Schutzumschlägen z.B. der ersten vollständigen Ausgabe in englischer Sprache (1942 in New York bei Little, Brown & Co.) und der ersten deutschsprachigen Buchveröffentlichung (ebenfalls 1942 im Exilverlag El Libro Libre, Mexiko, erschienen) wurden ebenso restauriert wie die Schäden an der kleinformatigen „Marschgepäckausgabe‟ für US-amerikanische Soldaten oder der ab 1946 erhältlichen Erstausgabe des Aufbau-Verlages. Die durchgeführten Maßnahmen werten die Bände sowie die Ausstellung insgesamt auf.

Projektleitung: Ingeborg Fries, Elke Pfeil, Susanne Thier
Projektmitarbeit: Vendulka Cejchan/Diplom-Restauratorin, Stephan Böhmer/Restaurator, Anja Jungfer

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien