3.7.2017, 16 Uhr

Begegnung mit dem Komponisten Juan Allende-Blin – Übertragung des Konzerts am 5. Juli im Deutschlandfunk

Juan Allende-Blin im Gespräch

Anlässlich der Archivübergabe des Komponisten Juan Allende-Blin wurde am 29. Juni 2017 seine Komposition Tortur am Hanseatenweg uraufgeführt. Die Kantate ist eine Hommage an den Dichter Jakob von Hoddis. Der Komponist hat sie seinem Lebensgefährten, dem bereits verstorbenen Musiker Gerd Zacher, gewidmet. Das Konzert fand im Rahmen des Themenjahrs „Gleiches Recht für jede Liebe“ statt und wird am 5. Juli im Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt.

Der 1928 in Chile geborene Künstler lebt seit 1951 in Deutschland. In Berlin hat der Musikpublizist und Experte zur Musik des Exils auch an der Akademie der Künste zahlreiche Konzerte organisiert und hat so unbekannte oder in Vergessenheit geratene Komponisten wieder ins Gespräch gebracht.

An dem in Kooperation mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes veranstalteten Konzertabend an der Akademie war Juan Allende-Blin als Komponist zu erleben: mit der Uraufführung einer Kantate für Bariton und vier Instrumente als Hommage an den expressionistischen Dichter Jakob van Hoddis, der 1942 von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Auch in seiner jüngsten Komposition widmet sich Allende-Blin also einer brisanten Persönlichkeit und Zeitkonstellation und setzt seine Maxime auch musikalisch fort, sich für die Schicksale verfolgter, exilierter und damit oft auch vergessener Künstler einzusetzen, wenn er in seinem Werk die Ausgrenzung von Randgruppen thematisiert. Dabei fließen auch seine eigenen Erfahrungen mit ein: Er musste sich in der Nachkriegs-Avantgarde in Europa eine neue geistige Heimat suchen und bewegte sich zudem auch durch seine Lebens- und Künstlerpartnerschaft mit dem 2014 verstorbenen Komponisten Gerd Zacher außerhalb der gängigen Gesellschaftsnormen.

Das Konzert wurde eingeleitet von einem Gespräch zwischen Juan Allende-Blin und dem Leiter des Musikarchivs, Dr. Werner Grünzweig. Die Konzertaufzeichnung wird am 5. Juli 2017 um 20:03 Uhr im Deutschlandfunk Kultur gesendet.

Programm

Gerd Zacher (1929–2014), Projektion, für Klavier (aus dem Nachlass)

Pavel Haas, (1899–1944), Vier Lieder für Bariton und Klavier (in Theresienstadt zwischen Februar und April 1944 nach Worten chinesischer Dichtung komponiert)

Juan Allende-Blin (1928), Dans le silence (In der Stille), Kantate für Sopran und Klavier, nach einem Gedicht von Charles Leconte de Lisle, 2013

Gerd Zacher (1929–2014), Glossar, für Flöte und Klavier, 1952

Juan Allende-Blin, Tortur – Hommage à Jakob von Hoddis, Kantate für Bariton, Flöte, Tenorsaxophon, Euphonium und Klavier, Gerd Zacher gewidmet, 2017 – Uraufführung
Auftragswerk der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Interpret/innen: Eva Nievergelt, Sopran; Tobias Müller-Kopp, Bariton; Roy Amotz, Flöte; Claudia Tesorino, Tenorsaxophon; Sören Fischer, Euphonium; Tomas Bächli, Klavier

In Kooperation mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Rahmen des Themenjahrs für sexuelle Vielfalt „Gleiches Recht für jede Liebe“.