6.7.2018, 10 Uhr

Für Robby Müller. Von Wim Wenders

Am 3. Juli 2018 ist in Amsterdam der niederländische Kameramann Robby Müller verstorben, Mitglied der Akademie der Künste seit 1990.

Robby Müller, geboren am 4. April 1940 in Willemstad/Curaçao, prägte wie kein anderer den deutschen Autorenfilm. Er arbeitete u.a. mit Hans W. Geißendörfer, Peter Handke und Edgar Reitz zusammen. In den 1980er Jahren betrat er internationales Terrain und schuf vor allem mit Jim Jarmusch Kultfilme wie Down by Law (1986) und Dead Man (1995). In Lars von Trier fand er einen weiteren wichtigen Herausforderer. Zusammen realisierten sie Breaking the Waves (1996) und Dancer in the Dark (2000).

Einer seiner letzten Auftritte galt der Eröffnung der Ausstellung „Robby Müller – Master of Light", die 2017 im Berliner Museum für Film und Fernsehen zu sehen war und bei der Wim Wenders, ebenfalls Akademie-Mitglied, die Laudatio hielt.

Wim Wenders, der Regisseur, mit dem Robby Müller allein 14 Filme gemeinsam drehte, unter anderem Im Lauf der Zeit (1976) und Paris, Texas (1984), wendet sich hier noch einmal an ihn:

 

Ach, Robby!

Ziemlich genau 50 Jahre ist das her, daß wir uns kennengelernt haben. Du warst Assistent des legendären Gerard Vandenberg, und ich noch Filmstudent, der das Glück hatte, eine kleine Rolle in dem Film spielen zu dürfen, den Ihr damals in München gedreht habt: Liebe und so weiter. Ich war sehr beeindruckt von Dir, diesem supercoolen Typen, der mit einer Hand Schärfe ziehen und mit der anderen in seiner Hosentasche eine Zigarette drehen konnte. Bald darauf haben wir unseren ersten gemeinsamen Kurzfilm gemacht: Alabama. Lang ist das her...

Du hast durch Deine Arbeit das Handwerk und die Kunst der Kameraführung und des Lichtsetzens erneuert und vorangetrieben. Du konntest wie kaum ein anderer in Deinen Bildern Stimmungen erfassen und Zustände beschreiben, die mehr über Charaktere erzählten als lange Dialoge und dramaturgische Strukturen. Du wußtest, wie man für jeden Film ein ganz eigenes Klima erzeugt, in dem die jeweiligen Figuren seiner Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes „gut aufgehoben" waren. Für eine Handvoll Filmemacher, von denen ich einer war, warst Du der wichtigste Wegbegleiter, für Hans W., Jim, Lars, Steve. Und Du warst ein Vorbild für eine ganze Generation von jungen Kameramännern.

Ich vermisse Dich arg.

Du wirst von vielen schmerzlich vermißt.

Wim Wenders