1969

Theo Balden

Die klassische Moderne prägt den Bildhauer Theo Balden wie viele Künstlerinnen und Künstler seiner Generation. Seine plastische Formensprache ist inspiriert von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck und in der Nachkriegszeit vor allem von Henry Moore. Balden studiert am Bauhaus in Weimar, ist ab 1924 freischaffender Künstler und engagiert sich in kommunistischen Widerstandsgruppen. Nach einem Internierungsaufenthalt in Kanada kann Balden 1947 nach Ost-Berlin zurückkehren. Er unterrichtet bis 1958 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und findet ab Mitte der 1960er Jahre als Künstler Anerkennung in der DDR. Der Bildhauer realisiert zahlreiche Skulpturen für den öffentlichen Raum, so die Arbeiten Mutter mit Kind (1965), an der Ruine der Franziskanerklosterkirche, Berlin-Mitte, und Geschwister (1962), Friedrichshagen.

Textbeiträge zur Preisverleihung

„In klaren, knappen expressiven Formulierungen suchte und fand er – aufbauend auf den Erfahrungen vieler seiner Zeitgenossen – seinen eigenen Stil.“ (Auszug Jurybegründung)

Das Präsidium der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin hat auf Vorschlag der Sektion Bildende Kunst beschlossen, den Bildhauer Theo Balden mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 1969 auszuzeichnen.
Theo Balden gehört zu den profiliertesten Bildhauern in der DDR. Nach einer kurzen Studienzeit am Bauhaus, wo er bereits konkret mit der Kommunistischen Partei Kontakt aufnahm, wurde er 1928 Mitglied der KPD und schloss sich der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands“ an. Nach seiner Verhaftung durch die Faschisten 1934 gelang es ihm 1935, über die Tschechoslowakei nach England zu emigrieren. Seine in Prag und London entstandenen grafischen und bildhauerischen Werke, wie Der geschlagene Jude und Der Gequälte, gehören mit zu den stärksten und bleibenden Zeugnissen deutscher Widerstandskunst.
Nach Deutschland zurückgekehrt, nahm er aktiven Anteil an der Entwicklung der sozialistischen Kunst in der DDR. In klaren, knappen expressiven Formulierungen suchte und fand er – aufbauend auf den Erfahrungen vieler seiner Zeitgenossen – seinen eigenen Stil. In der Plastik Julius und Ethel Rosenberg sowie in der Taube mit dem Helm lässt er die Idee des Kampfes um den Frieden, um Gerechtigkeit und Humanismus triumphieren. Mit den Porträts Ernst Busch und Eduard von Winterstein wies er neue Wege in der sozialistischen realistischen Bildniskunst. Von Sarkasmus durchdrungen ist Der Gazettenleser. Hohlheit und Leere der kapitalistischen Boulevardpresse, die dem Leser keine Antwort auf seine Fragen gibt, sind in Form interessanter Durchbrüche gestaltet. Immer wieder kehrt der Künstler zum Thema Mutter und Kind zurück, in dem die Mutter – wie in der Plastik von 1966 – das Kind mit weit ausholender Armbewegung schützt und kühn dem Angreifer entgegenblickt. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Künstler den Fragen der monumentalen Plastik. Als erster Bildhauer der DDR arbeitete er an einem Karl-Liebknecht-Denkmal, das zum 20. Jahrestag der DDR in Luckau enthüllt wurde.
Seine hervorragenden künstlerischen Leistungen wurden mehrfach mit hohen Auszeichnungen gewürdigt. Er erhielt 1965 den Kunstpreis der DDR, 1966 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig, 1967 den Nationalpreis und 1969 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber. Er nahm an allen größeren Kunstausstellungen in der DDR sowie an zahlreichen Ausstellungen im Ausland teil.
Seine aktive Teilnahme als bildender Künstler am Geschehen unserer Zeit kommt auch in seiner unmittelbaren gesellschaftlichen Tätigkeit zum Ausdruck. So war er während der Emigration Gründungsmitglied des Freien Deutschen Kulturbundes und ist jetzt Mitglied internationaler Künstlerorganisationen sowie Leiter des Barlach-Kreises beim Deutschen Kulturbund.
Der Ausspruch von Käthe Kollwitz „Ich will wirken in dieser Zeit“ ist das Leitmotiv auch für das Schaffen und Wirken von Theo Balden. Er ist deshalb ein würdiger Kandidat für den Käthe-Kollwitz-Preis 1969.